Projekt: „Verhalten von jungen Kegelrobben nach der Auswilderung – Untersuchungen zur Wiedereingliederung in den Wildbestand“

Zeitraum: 2015 & 2019

Der Kegelrobbenbestand in der deutschen Nordsee nimmt seit mehreren Jahren stark zu. So geschieht es immer häufiger, dass junge Kegelrobben auf Grund von widrigen Witterungsbedingungen oder Störungen von ihrer Mutter getrennt werden. Die mutterlos aufgefundenen Jungtiere werden zur Aufzucht in die Seehundstation Friedrichskoog oder die Seehundstation Nationalpark-Haus in Norden gebracht. Nach mehrwöchiger Pflege werden sie nach einer umfangreichen Gesundheitsprüfung wieder in den Wildbestand entlassen.

Ziel & Fragen

  • Inwieweit gliedern sich junge Kegelrobben nach der Auswilderung wieder in den Wildbestand ein?
  • Unterscheiden sich die Aktivitätsmuster von rehabilitierten Tieren von Tieren, die von der Mutter in freier Wildbahn aufgezogen werden?
  • Überlappen die Nahrungsgebiete von Kegelrobben mit Bereichen, die für den Bau von Offshore-Windparks ausgewiesen sind?

Methoden

Im Jahr 2015 und 2019 wurden 9 junge Kegelrobben auf Helgoland sowie insgesamt 10 rehabilitierte junge Kegelrobben aus den beiden Seehundstationen mit Satellitensendern ausgerüstet. Die Geräte wurden mit einem speziellen Kleber auf dem Fell der Tiere befestigt und fallen im Verlauf des nächsten Fellwechsels von alleine wieder ab. Sie zeichnen die Positionen und Aktivitäten der Tiere, wie z.B. Tauchgänge, über mehrere Monate auf. Somit lässt sich herausfinden, welche Gebiete Kegelrobben nutzen. Des Weiteren kann man untersuchen nach welcher Zeit sich die rehabilitierten Jungtiere auf den bekannten Liegebänken von Kegelrobben einfinden und ob sie die für Wildtiere typischen Bewegungs- und Aktivitätsmuster zeigen.

Ergebnisse & Veröffentlichungen

Insgesamt zeigen die bisherigen Auswertungen der Daten aus dem Jahr 2015, dass sich rehabilitierte Jungtiere gut an ihre Umgebung anpassen. Die Analysen zeigten, dass sich junge Kegelrobben, die in den Stationen aufgezogen wurden, im Jahr 2015 kleinräumiger bewegten als Jungtiere der Wildpopulation. Beide Gruppen legten jedoch gleich lange Strecken pro Tag zurück.
Das Tauchverhalten der beiden Gruppen zeigte zudem keine auffälligen Unterschiede. Die maximale Dauer eines Tauchganges betrug 6 Minuten, die meisten Tauchgänge hatten jedoch eine Länge zwischen 0,5 und 3 Minuten. Ein Großteil der Tauchgänge erreicht zwischen 2 und 5 Metern Tiefe, aber auch bis 35 Meter Tiefe finden viele Tauchgänge statt. Die Daten der Studie aus 2019 werden zur Zeit ausgewertet.

Nähere Informationen zum Verhalten und Habitatnutzung von Jungtieren aus freier Wildbahn ist in folgender Publikation nachzulesen:

Verena Peschko, Sabine Müller, Philipp Schwemmer, Moritz Mercker, Peter Lienau, Tanja Rosenberger, Janne Sundermeyer, Stefan Garthe, Wide dispersal of recently weaned grey seal pups in the Southern North Sea, ICES Journal of Marine Science, Volume 77, Issue 5, September 2020, Pages 1762–1771, https://doi.org/10.1093/icesjms/fsaa045

Projektpartner

Finanzierung

Geräte für rehabilitierte Tiere:

Geräte für Wildtiere: